[] Führender deutscher Einzelhändler vor Insolvenzplanverfahren / Im Frühjahr 2010 werden sieben Standorte verdichtet, drei aufgegeben / Investorenprozess wird vorbereitet
Insolvenzverwaltung und Geschäftsleitung der Karstadt Warenhaus GmbH haben Arbeitnehmervertreter und Mitarbeiter darüber informiert, dass bundesweit 86 Warenhäuser, 26 Sporthäuser und 8 Schnäppchencenter mit über 25.000 Arbeitsplätzen nach einem Insolvenzplanverfahren fortgeführt werden können. Entsprechende Eckpunkte seien in dieser Woche mit den Vermietern vereinbart worden. Lieferanten, Dienstleister und Arbeitnehmer hatten bereits in den vergangenen Wochen ihre jeweiligen Sanierungsbeiträge vereinbart.
„In Celle, Dortmund, Hamburg, Hannover, Kiel, München und Recklinghausen werden wir die Warenhäuser verdichten", erläutert Rolf Weidmann, Beauftragter des Insolvenzverwalters für den Warenhausbereich. „Tatsächlich aufgeben müssen wir insgesamt im Frühjahr 2010 die drei Standorte Kaiserslautern, Ludwigsburg und das Warenhaus in Hanau."
Sieben Karstadt-Standorte verdichten
Konkret bedeutet dies, dass einzelne Filialen in Orten mit mehreren Karstadt-Häusern bis zum 31. März 2010 geschlossen werden sollen: Dies gilt für die Sport- und Multimedia-Filiale in Celle (54 Mitarbeiter), für das Technikhaus in der Dortmunder Kampstraße (157 Mitarbeiter inkl. Gastronomie), für Karstadt im Hamburger Elbe Zentrum (105 Mitarbeiter), für die Livingfiliale in Hannover (147 Mitarbeiter), für die Filiale „Alter Markt" in Kiel (155 Mitarbeiter inkl. Gastronomie), für das „Haus am Dom" in München (157 Mitarbeiter) und das Sporthaus in Recklinghausen (17 Mitarbeiter).
Für diese Häuser, die teilweise bereits auf der Gläubigerversammlung von Karstadt am 10. November 2009 benannt worden waren, werden Gespräche über Interessenausgleich und Sozialplan mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Neben dem Angebot einer Transfergesellschaft wird dabei auch geprüft werden, ob Mitarbeiter vereinzelt in den Häusern, die fortgeführt werden, eine neue Aufgabe finden.
Aufgabe von drei Standorten
Drei Standorte wird Karstadt nach gründlicher Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Häuser und Gesprächen mit den Vermietern im Frühjahr 2010 aufgeben müssen: Kaiserslautern im Fackelrondell (191 Mitarbeiter inkl. Gastronomie), Ludwigsburg Marstall (109 Mitarbeiter inkl. Gastronomie) sowie Hanau am Freiheitsplatz (85 Mitarbeiter – Sporthaus Hanau am Kurt-Blaum-Platz wird fortgeführt). Insgesamt knapp 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind somit von den Standortentscheidungen betroffen.
Weidmann betonte: „Durch die Sanierungsbeiträge der Gläubigergruppen können wir einige Filialen bundesweit weiterführen, die ursprünglich auf unserer Prüfliste standen. Diese Filialen beschäftigen über 1.700 Mitarbeiter."
Restrukturierung, Insolvenzplanverfahren und Investorenprozess Karstadt
„Nach Stabilisierung des Geschäftsbetriebs und Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. September 2009 wurden die Gespräche mit den Gläubigergruppen geführt", sagte Weidmann. „Die Kunden von Karstadt finden in allen Häusern ein ebenso umfangreiches wie attraktives Angebot zu Weihnachten – gerade beim Marktführer im Sportsegment, bei Living, bei Personality und natürlich Fashion".
Darüber hinaus rundeten 148 Restaurants und Cafés der „Le Buffet"-Gastronomie und 51 Feinkostläden von „Perfetto" das Einkaufserlebnis bei Karstadt ab, so Weidmann weiter.
„Auf Grundlage der heute bekannt gegebenen Entscheidungen werden wir nun einen Insolvenzplan ausarbeiten und aktiv den Investorenprozess aufgreifen", so Weidmann weiter. Beide Prozesse könnten im Frühjahr 2010 erfolgreich abgeschlossen sein, während die strukturellen und operativen Sanierungsmaßnahmen konsequent weiter umgesetzt würden.
„Unsere Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen sind in erster Linie am Ergebnis, nicht am Umsatz orientiert. Nachdem wir die Restrukturierungsmöglichkeiten der Insolvenzordnung genutzt haben, sprechen wir mit optimierten Angeboten und optimierten Flächen das breite mittlere Handelssegment gezielt an", skizzierte Weidmann das weitere Vorgehen.
120 Häuser werden fortgeführt
Die Premium-Häuser bleiben fester Bestandteil des Karstadt-Konzepts: Das Alsterhaus in Hamburg, das KaDeWe in Berlin sowie das Haus Oberpollinger in München werden fortgeführt.
Folgende Karstadt-Warenhäuser stellen sich künftig dem Wettbewerb: Augsburg, Bad Homburg v.d. Höhe, Bamberg, Bayreuth, Berlin (Charlottenburg, Kreuzberg, Kurfürstendamm, Spandau, Steglitz, Tempelhof, Wedding), Bielefeld, Bochum, Bonn, Bottrop, Braunschweig, Bremen, Bremerhaven, Celle, Darmstadt, Dessau, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Erfurt, Essen, Esslingen, Flensburg, Frankfurt a.M. (Zeil), Freiburg im Breisgau, Fulda, Gießen, Goslar, Göttingen, Gummersbach, Gütersloh, Hamburg (Mönckebergstraße, Bergedorf, Billstedt, Elsmbüttel, Harburg, Wandsbek), Hannover, Iserlohn, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, Landshut, Leipzig, Leonberg, Limburg (Lahn), Lörrach, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mainz, Memmingen, Mönchengladbach, Mülheim, München (Am Nordbad, Bahnhofplatz, Olympiazentrum, Schwabing), Münster, Neumünster, Norderstedt, Nürnberg (Lorenzkirche, Langwasser), Offenburg, Potsdam, Recklinghausen, Rosenheim, Saarbrücken, Siegen, Singen (Hohentwiel), Stuttgart, Sulzbach, Trier, Viernheim, Wiesbaden, Wismar.
Karstadt-Sporthäuser: Berlin (Kranzler Eck, Steglitz), Braunschweig, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Frankfurt a.M. (Nordwestzentrum), Göttingen, Hamburg (Mönckebergstraße, Harburg, Wandsbek), Hanau, Hannover, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, Lübeck, München (Oberpollinger), Münster, Rosenheim, Stuttgart, Wildau.
Darüber hinaus bleiben folgende Schnäppchen-Center erhalten: Berlin-Neukölln, Bochum, Frankfurt (Oder), Gießen, Hoyerswerda, Ludwigshafen, Paderborn, Rosenheim.
Die Schließung der Multimedia-Fachmärkte in Berlin-Biesdorf, in Braunschweig und Stuttgart war bereits auf der Gläubigerversammlung am 10. November 2009 angekündigt worden.